Wasser – die Pfütze des Lebens

„Musst du denn schon wieder deinen Garten mit Wasser sprengen?“

Oft bekommt man auf diese Frage nur zu hören: „Das ist doch nur Brunnenwasser und vom Grundwasser haben wir ja genügend.“

Aber ist es wirklich so? Wie viel Wasser besitzt eigentlich unser Heimatplanet? Und wie viel Wasser steht uns denn tatsächlich davon zur Verfügung? Sicherlich viel, sehr viel. Sind doch 71% der Erdoberfläche mit der blauen Flüssigkeit bedeckt. Unser Planet sollte doch eigentlich „Wasser“ heißen und nicht „Erde“, soviel haben wir davon….

Wirklich???

Augenscheinlich ist es tatsächlich so. Stelle man sich selbst am Strand vor, seinen Blick schweifend gen Horizont. Wasser, Wasser und noch mehr Wasser. Doch ist das Wasser alles für uns überhaupt brauchbar?

Wie viel Wasser besitzt unsere Erde?

Eine gute Frage. Doch würde ich euch zuballern mit riesigen Zahlen, um das Erdvolumen in km³ zu benennen, so könnte sich keiner etwas darunter vorstellen. Es müssen also Größen genommen werden, die für jeden verständlich sind. Es müssen Vergleichsobjekte ran, die jeder kennt (+ die Zahlengrößen – die lass ich mir nicht nehmen.)

Wie tief sind unsere Meere und Ozeane?

Im Durchschnitt sind sie ca. 3.800 m tief, also 3,8 km. Was das im Vergleich zur unserer Erde bedeutet? Hier ein kleines Beispiel dazu: Unsere Erde hat einen Durchmesser von 12.742 km. Rechnet man links und rechts, oben und unten das Wasser weg bleiben ein Stein- und Metallbrocken im Durchschnitt von ca. 12.735 km übrig. Würde man die durchschnittliche Tiefe des Meeres (3,8 km) mit der Dicke eines Löschblattes vergleichen (ca. 0,38 mm) und dieses über einen aufblasbaren Ball legen, so müsste dieser einen Durchmesser von knapp 1,27 m haben. Schon Wahnsinn! Unsere Erde schrumpft auf einen Durchmesser von 1,27 m, schon sind unsere Meere nicht einmal mehr einen halben Millimeter tief. Und genau dieser halbe Millimeter unterscheidet unseren schönen blauen Planeten von unserem Nachbarplaneten, den Mars. Nicht mehr.

Volumen Wasser zu Volumen Erde

Über wie viel Wasser verfügt denn nun unsere Erde? Und hier wird es interessant. Genau hier kommen große Zahlen ins Spiel, die für die meisten von uns (auch für mich) unbegreiflich sind und doch erwähnt werden sollten. Keine Angst, ich werde es euch veranschaulichen. Die Erde weißt ein Volumen von 1,0833 *1012 km³ auf. In einer ganzen Zahl: 1.083.319.000.000 km³ oder 1,083 Billionen km³.

Davon sind gerade einmal ca. 1,4 Milliarden km³ Wasser (0,13% des gesamten Planeten).

Der Großteil davon jedoch ist Salzwasser und zwar ganze 97,5%. Wasser, mit dem wir (die Menschen) nichts anfangen können, außer wir  schwimmen in ihm oder lassen unsere Konsumschlachtschiffe darin herum dümpeln. Lediglich 2,5% wären für uns brauchbares Süßwasser, wenn davon nicht ca. 2,2% gefroren wären an den Polkappen, in den Permafrostböden und Gletschern (was auch gut so ist).

Gerade einmal 0,3% des ganzen Wassers stehen uns als wirkliches Nutzwasser zur Verfügung. 0,3% von 1,4 Milliarden km³, das sich im Grundwasser, in den Flüssen und Seen befindet. Das sind gerade einmal 4,2 Millionen km³.

Doch wie viel ist das im Vergleich zur Erde?

Hier kommt ein Lieblingsvergleichsobjekt von mir ins Spiel – die Allianz-Arena. Stellt man sich unsere Erde in der Größe dieses Fußballstadions vor (258 x 227 x 50 m), so würde alles Wasser auf der Welt auf dem Spielfeld  gerade einmal einen halben Meter hoch stehen.

Und in diesen kleinen Quader (105 x 68 x 0,51 m) spielt sich das meiste Leben der Erde ab. Dieser kleine Quader voll Wasser ist nebenbei erwähnt auch noch unser Hauptsauerstoffproduzent. Denn ca. ⅔ des weltweiten Sauerstoffs  werden von Plankton und Cyanobakterien produziert, die in unseren Meeren und Ozeanen leben. Eine wahre Schatzkiste des Lebens, dieser kleine Quader.

Wasser ist kostbar.

Nimmt man nun die nur 0,3% an Wasser das uns tatsächlich als Nutzwasser zur Verfügung steht, so könnten man damit gerade Mal einen Pool mit 4 m Durchmesser und 90 cm Tiefe befüllen. Eine wahre Pfütze im Vergleich zur Allianz-Arena.

Alles Wasser der Erde: Wäre unser Planet so groß wie die Allianz-Arena, so würde das gesamte Wasser gerade einmal einen halben Meter hoch auf dem Spielfeld stehen.
Das tatsächlich nutzbare Süßwasser: Gerade einmal 0,3% des gesamten Wassers auf der Erde, dass sich im Grundwasser, in den Flüssen und Seen befindet, können wir für unsere Bedürfnisse verwenden. Dies wäre gerade einmal eine Poolfüllung, wäre unsere Erde nicht größer wie die Allianz-Arena.

Unser ganzes Leben hängt von einem Gartenpool ab.

Erstaunt? Als ich das berechnet habe, musste ich es noch ein 2. und 3. Mal nachrechnen, da ich es einfach nicht fassen konnte. Umso mehr entsetzt es mich, wie wir (Homo Sapiens) gerade einmal mit einer Poolfüllung voll Wasser umgehen. Nebenbei erwähnt, von dieser Poolfüllung lebt auch noch alles andere an Land. Alle Tiere, alle Pflanzen. Denn auch sie benötigen das Lebenselixier und doch sieht es Homo Sapiens als sein persönliches Eigentum an.

Die Erde in der Größe eines Ölfasses:

Doch wie viel tatsächlich nutzbares Süßwasser hätten wir, würden wir die Erde noch weiter schrumpfen lassen, z.B. auf die Größe eines herkömmlichen Ölfasses? (216,5 Liter)

Alles Wasser der Erde würde dann gerade einmal eine große Kaffeetasse füllen. (280 Milliliter)

Alles Süßwasser der Seen, Flüsse und des Grundwassers entspräche nicht einmal einem Milliliter (0,84 ml), oder anders ausgedrückt – ca. 16 Tropfen auf einem Teelöffel, nicht mehr.

Wer braucht wie viel Wasser?

Auch wenn wir (einzelne) Menschen als direkte Abnehmer den geringsten Teil (12%) des weltweit benötigten Wassers verbrauchen, so sehen wir oft unseren indirekten Konsum nicht. Was dazu kommt, sobald ein größerer Umweltsünder gefunden wird, wird fleißig mit dem Finger auf diesen gezeigt und somit seine eigene Tat, bzw. seine Verschwendungssucht gerechtfertigt. Sicherlich, wir alle sind Konsumenten, der eine mehr, der andere weniger. Da bleibt es auch nicht aus, dass es Konsumgüter-Hersteller gibt. Und diese verbrauchen ebenfalls nur einen (relativ) kleinen Teil des für Homo Sapiens benötigten Wassers (19%).

Und hier ist schon der erste Hund begraben: Chemikalien, die hier verwendet und teilweise 1:1 in die Flüsse eingeleitet werden. Ganz vorne mit dabei die Textilindustrie mit ihrer Fast-Fashion-Methode. Um möglichst viel in kürzester Zeit verkaufen zu können, legt man hier ausschließlich Wert auf Schnitt und Farbe. Das einzige Qualitätszeichen auf diesen Kleidungsstücken ist meist das selbst entworfene Fair-Trade-Siegel. Hier wird Kleidung hergestellt, auf der schon vorab steht: „Bitte maximal 5x waschen und wegschmeißen“ (sinnbildlich gemeint). Und der konsumorientierte Fast-Fashion-Verliebte geht da sogar auf Nummer sicher und schmeißt es schon nach dreimal Waschen weg. Könnte er (oder sie) ja von seinen/ihren „Freunden“ gefragt werden, warum er/sie schon wieder dieses Teil trägt.

Sorry, echt krank. Macht sich keiner von diesen Kulturanhängern mehr Gedanken, wie diese Klamotten hergestellt werden?

Weitere Probleme unseres Konsumzwangs:

Kinderarbeit? – „Egal“.

Mindestlohn, der nicht Mal für das Frühstück reicht? – „Selbst Schuld“.

Eingefärbte und mit chemischen Mitteln belastete Flüsse in Bangladesch? – „Ist doch deren Problem“.

Das sind oft die Antworten jener, die sich noch nie ernsthaft Gedanken über unseren Planeten gemacht haben, geschweige denn Empathie gegenüber Anderen zeigen. Dem Egoismus sei Dank sehen wir nur noch auf uns und unseren Geldbeutel, nicht weiter.

Doch wir sind ja beim Thema Wasser und nicht bei Menschenrechten (obwohl ich auch über diese immer wieder gerne rede.)

Hier einfach Mal ein paar Produkte und wieviel Wasser im Durchschnitt für welches Kleidungsstück bei der  Herstellung benötigt wird. Natürlich nicht zu vergessen die Chemikalien, die bei der Produktion dieser Konsumgüter gleich mit in den Ganges fließen.

Eine gute Dokumentation zu diesem Thema haben wir hier zur ZDF-Mediathek verlinkt:

Vergiftete Flüsse – Die schmutzigen Geheimnisse der Textilindustrie

Die Landwirtschaft:

Hier wird mit Abstand das meiste unseres kostbaren Guts verbraucht. Ganze 69% des weltweiten Nutzwassers werden hier benötigt. Ein Großteil davon geht auf die Herstellung von Futter für die Nutztierhaltung zurück. Welche Dimensionen dieser immer weiter wachsende Flächenfraß annimmt, sieht man durch die Rodung der Regenwälder z.B. in Südamerika. Alleine von August 2020 bis Juli 2021 wurden so weltweit 13.325 km² Regenwald zerstört. Das sind ca. 30 Fußballfelder pro Minute. (22% mehr als im Vorjahreszeitraum). Eine Zerstörung rein zur Gewinnung von Weideflächen und Ackerbauflächen u.a. für die Sojaproduktion, das als Mastfutter für die Nutztierhaltung dient. Nicht nur für Schweine und Rinder, auch in der Aquakultur wird mittlerweile Soja im großen Stil verfüttert.

Was noch dazu kommt, damit das genmanipulierte Soja überhaupt auf den nährstoffarmen Böden überleben und gedeihen kann, wird nicht mit Pestiziden, Insektiziden und Phosphaten gespart. Alles Chemiebomben, die den Boden belasten, danach die Flüsse und letztendlich auch die Meere mit ihren Bewohnern.

Soja – Powerfutter oder Sargnagel?
Ca. 93% der weltweiten Sojaproduktion gehen in die Massentierhaltung. Durch unser stetig wachsendes Verlangen nach diesem Powerfutter sterben unsere Regenwälder in nie dagewesener Geschwindigkeit. Der Einsatz von Pestiziden, Insektiziden und Phosphaten auf den Ackerflächen belastet den Boden, die Flüsse und Meere.
Aber auch die Schifffahrt nimmt dadurch zu – zum Leid der
Meeresbewohner, denn damit das Soja an seinen weltweiten
Bestimmungsort kommt, braucht es immer mehr Frachtschiffe.

Einen guten Einblick zum Thema Massentierhaltung, Bodenbelastung und Landwirtschaft geben dir verschiedene Atlanten von Heinrich Böll, die du dir kostenlos als PDF downloaden oder gegen eine kleine Spende als Broschüre zuschicken lassen kannst. Hier der Link zu Heinrich Böll: Heinrich Böll Stiftung – Atlanten. Auf unserer Webseite im Infoportal Meeresschutz haben wir noch viel „meer“ informatives verlinkt. Hier findest du auch noch weitere Berichte von uns. Viel Spaß beim Lesen.

Die Klimaveränderungen und ihre Auswirkung:

Der Klimaerwärmung sei Dank regnet es auch bei uns in Deutschland immer weniger. Weniger Regen bedeutet für die Landwirte mehr Bewässerung mit unserem kostbaren Grundwasser. Ein Teufelskreis wurde durch die klimatischen Verhältnisse aktiviert. Weniger Regen bedeutet, es versickert weniger Wasser in den Boden. Der Grundwasserspiegel fällt, zusätzlich müssen wir Wasser aus dem Boden entnehmen, damit die Ernte auch Früchte trägt, was wiederum weiter den Wasserspiegel fallen lässt. Auch Deutschland trifft die Klimaerwärmung. Zwar langsam aber stetig.

Deutschland und die Klimaerwärmung:
Auch bei uns fällt immer weniger Regen – Damit trotzdem der Garten grün bleibt wird künstlich bewässert und das oft nicht zu knapp.
Ein Teufelskreis: Damit unsere Landwirte ihre Ernte retten können sind sie angewiesen auf das Grundwasser. – Der Grundwasserspiegel fällt weiter ab.

Wie der Homo Sapiens binnen weniger Jahrzehnte ganze Landstriche zerstört:

Eines der besten Beispiele dafür ist die andalusische Provinz Almería in Südspanien. Hier entstand in nicht einmal 60 Jahren Europas größtes Obst- und Gemüseanbaugebiet. Ganze 31.000 Hektar umfasst diese rein aus Gewächshäusern bestehende Wüstengegend. Eine Fläche so groß wie die Insel Malta bzw. die Stadt München.

Dank der fast das ganze Jahr hindurch scheinenden Sonne beschert es den Bauern bis zu 3 Ernten pro Jahr. Und alles nur, damit wir das ganze Jahr mit Saisonobst und -gemüse beliefert werden können. Denn auch wir in Deutschland nutznießen von der Ganzjahressaison dieser Gegend. Als größter Kunde Almerías importieren wir ganze 22% der kompletten Produktion dieser Region. Vor allem Tomaten und Paprika, danach kommen Gurken und Zucchini. Dabei verschlingen diese Treibhäuser zwischen 20.000 und 60.000 Liter Wasser und das in einer Stunde! Wohlgemerkt pro Treibhaus pro Stunde. Mittlerweile wird sogar teures entsalztes Meerwasser verwendet, um die Produktion aufrechterhalten zu können. Einen guten Bericht über Almería findest du hier unter dem folgenden Link: Gewächshäuser in Spanien: Zu Besuch im Plastikmeer von Almería

Fazit:

Unser Wasser ist kostbar. Nicht nur in Trockenregionen, auch bei uns in Europa und bei uns in Deutschland. Sollten wir uns da nicht Gedanken machen über unsere Lebensweise, über unser Konsumverhalten?

Die wichtigste Frage, die wir uns dabei stellen sollten, ist nicht: „Warum sollte ich mich ändern“, sondern: „Für wen“? Und da gibt es für mich nur eine klare Antwort: Es ist nicht für mich, es ist für meine Nachwelt, für meine Kinder und Kindeskinder.

Die Wirtschaft wird von sich aus nichts ändern. Die Politik als Lakai der Wirtschaft handelt, wenn es um die Umwelt geht, nur soweit wie sie muss. Das einzige Druckmittel jedes Einzelnen von uns auf die Politik und die Wirtschaft besteht darin, sich dem Konsum zu verwehren.

Dabei verlangt keiner nackt im Winter umher zu laufen oder auf Fleisch komplett zu verzichten. Aber jedes nicht gekaufte Kleidungsstück, jedes nicht verzehrte Stück Fleisch schont unseren Planeten. Und bitte kommt ab von dem Spruch: „Ja, aber die Anderen“. Denn so zeigt ihr ebenfalls mit den Fingern auf Andere, um euer eigenes Handeln zu rechtfertigen.

Plastikfolien soweit das Auge reicht – Für unseren Ganzjahresbedarf an Obst und Gemüse nehmen wir (Homo Sapiens) die Zerstörung ganzer Regionen in Kauf.

Alle 3-5 Jahre müssen die Folien erneuert werden, was zusätzlich ein Problem hinsichtlich des Mülls darstellt.

Nicht alle Bauern der Region halten sich an die herkömmliche Entsorgung – Die Folien landen dann in der freien Natur.

Wir sollten uns nur einschränken. Ein Garten kann auch schön sein, wenn im Sommer nicht täglich der Rasen gesprengt wird. Und das sollte nicht schwer sein. Macht es für eure Kinder, damit auch sie noch so leben können wie eure Eltern und Großeltern. Seid ihnen ein gutes Vorbild, damit auch sie lernen wie man nachhaltig mit unseren schönen Planeten umgeht.

Danke.

Martin

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