Interview mit einem Dornhai

Gestatten. Mein Name ist Hai, Dorn Hai. Als 007 der Weltmeere  lebe ich in 50 bis 200 Meter Tiefe. Das ist so tief das selbst ihr als Schnorchler mich gar nicht sehen könnt. Dort durchstreife ich und meine 34 Artverwandten bereits seit 400 Millionen Jahre als Top-Jäger das Gewässer auf der Suche nach Fressbaren wie Heringe, Dorsch, Hornhechte,  Tintenfische, Krebse und sogar Quallen. Ja beim Fressen bin ich nicht so wählerisch. Dabei bin ich nicht mal groß. Gerade mal 1 Meter zeigt der Zollstock an bei mir und das bei  10 kg Gewicht. Oft wünschte ich mir jedoch das die Menschen mich besser kennen würden, um zu verstehen mit welchen Problemen wir hier unten zu kämpfen haben. Darum habe ich mich an dich gewendet, dass du für meine Stimme sprichst.

„Haie sind Monster“, so munkelt man bei uns hier unten, das ihr so über uns sprecht. Dabei stimmt das doch gar nicht. Selbst meine großen Artgenossen knabbern gerade mal an einer Handvoll von euch Menschen rum pro Jahr. Und das oft nur aus Versehen. Meist stört ihr uns einfach nur und lasst uns keine Ruhe. Da werden wir halt auch mal sauer. Und da wundert ihr euch wenn einer  meiner großen Onkels mal am Bein kitzelt? Und ich als kleiner Zwerg mach euch ja sowieso nichts. Da sagen sie immer: „Die Weltmeere werden leer gefischt,  in Afrika, Asien, Amerika, …. aber sicher nicht bei uns“. Oder vielleicht doch? Sorry, weit gefehlt. Ich bekomme das ja Hautnah mit. Auch hier im Nordatlantik werden die Meere ausgeräubert. Auch wenn ich auf der roten Liste für bedrohte Tierarten stehe und eigentlich gar nicht mehr gefangen werden darf, so werden trotzdem viele meiner Verwandten jedes Jahr als sogenannter Beifang „aus versehen“ getötet. Da ihr soviel Fische aus den Meeren zieht sind bereits 95% von meinen Artverwandten gestorben. Das heißt Von 100 Dornhaien was Früher lebten sind jetzt nur noch 5 übrig. Durch solch einen Zwischenfall hat es leider letztes Jahr auch meine liebe Frau erwischt. Bin ich doch gerade in der besten Blütezeit und mit 10 Jahren  soeben erst zu einen richtiger Mann geworden, da wollten wir eine Familie gründen. Wie haben wir uns gefreut, bekommen unsere Frauen meist nur 2 bis 11 Babys und die wachsen dann auch noch bis zu 22 Monate im Bauch heran bis sie das Licht des Meeres entdecken. Dabei werden wir ja gerade mal 20 Jahre alt. 400 Millionen Jahre hat das immer gut funktioniert bei meinen Vorfahren und kaum fangt ihr an mit eurer industriellen Fischerei, zack sind wir in nicht mal 50 Jahren fast ausgestorben.

Aber was macht ihr eigentlich alles aus uns? Da munkelt man ja einiges hier unten. Dass ihr uns gar nicht als „Hai“ verkauft sondern als „Seeaal“, „Schillerlocke“, „Steinlachs“ oder als „Rock Salmon“. Da fallen auch oft Wörter wie „Kalbsfisch“, „Speckfisch“ oder „Surimi“, das ja ein Krebsfleischersatz  eigentlich ist und aus Seebarsch und Seehecht gemacht werden sollte. Auch in Fischmehl als Masttierfutter hat man schon Verwandte von mir fest gestellt. Aber auch als Schmieröl, Zusatz von Farben, in Kosmetik und in der Pharmaindustrie, überall findet  das Haileberöl meiner Verwandten eine Verwendung. Ja selbst in der Textilindustrie wird unsere Haut als Boroso-Leder angeboten, so sagt man. Ach ja, die Schönheitsmasken eurer Mamas  hätte ich fast vergessen. Auch hier wird reingemischt, was der Markt so hergibt, fast so wie in der chinesischen Medizin.  Schrecklich.  Aber glaubt mir, eure Mamas sind auch schön ohne uns als Inhaltsstoff einer Creme.