„Dann esst doch schmackhaften, gesunden Lachs aus nachhaltiger Aquakultur…“
… so hört man oft jene, die gerne „gesunden“ Fisch essen und doch zum Thema Nachhaltigkeit ihren Beitrag leisten wollen. Sind ja die Meere schon genug überfischt, da stellt sich diese Art der Fisch-Erzeugung als super Lösung dar. Werden jährlich ca. 93 Millionen Tonnen Fisch aus den Weltmeeren gefangen, so steht die Aquakultur mit 54 Millionen Tonnen frischem Fisch und Meeresfrüchten dem Wildfang in nichts nach. Alleine so, werden 2,6 Millionen Tonnen Lachs jährlich „produziert“ und stehen damit in der Top Ten der Aquakultur-Erzeugnisse. Stellt Euch nur vor, diese Masse an nachhaltigem Meeresgetier würde nicht so hergestellt werden und zusätzlich dem Meer entrissen. Aquakultur, tolle Sache…., oder doch nicht?
Kurz und knapp gesagt – Nein.
Und dabei spielt es keine Rolle, ob dieser „nachhaltige“ Lachs aus kommerzieller Aquakultur kommt, bio ist, aus Norwegen oder von sonst woher importiert wurde, oder, oder…
Doch ein „Nein“ sollte Dir nicht genügen, Gründe für unsere Meinung müssen auf den Tisch. Und die geben wir Dir gerne.
Aber was spricht eigentlich dagegen? Hier 9 gute Gründe
1. DAS FUTTER:
Der Lachs ist ein Masttier. Es wird mehr Futter in die Freihaltkäfige geschmissen, als sie fressen können. So wird gewährleistet, dass er so schnell wie möglich seine Schlachtgröße erreicht. Ein großer Teil seines Futters besteht mittlerweile auch hier (wie bei der Schweinemasthaltung) aus Soja. Genmanipuliertes Soja, angebaut in südamerikanischen Monokulturen, für das ganze Regenwälder weichen mussten und noch weiter müssen- alles nur für unsere immense Nachfrage nach diesem, mit Pestiziden behandelten, „Wunderfutter“.
Als ob dies noch nicht reicht, kommt gleich der nächste Hammer.
Der Lachs ist ein Raubfisch und was frisst er als solcher? Andere Tiere. Bei der Aquakultur werden so zwischen 4 und 5 kg Wildfisch in Form von Fischmehl für 1 kg Lachs benötigt. Wie kann da von „Nachhaltigkeit“ gesprochen werden, wenn ich 5 kg Fisch benötige, um wiederum 1 kg desselben zu „produzieren“? Du meinst, das ist schon die Spitze des Eisberges in der Masthaltung der Aquakultur? Leider nein. Sicherlich gibt es auch in der Aquakultur Tiere, die kaum oder gar kein Fischmehl aus Wildfisch benötigen, z.B. Garnelen oder Miesmuscheln. Doch eine Art der Masthaltung stellt alle in den Schatten, die des Thunfisches. Ja, auch diese werden so gehalten. Thunfische können nicht gezüchtet werden. Sie werden immer wild gefangen und dann gemästet und das nicht zu knapp.
So werden für 1 kg Thunfisch bis zu 20 kg Wildfisch in Form von Fischmehl benötigt. Natürlich alles unter dem Deckmantel der „Nachhaltigkeit“, ein Irrsinn das seinesgleichen sucht. Wildlachs und Blauflossenthun werden rar in den Meeren. Da ist es egal, wieviel anderer Fisch draufgeht für die Mast, Hauptsache der Konsument bekommt sein liebstes Essen auf sein Tellerlein.
2. FARBKARTEN:
Lachsfilet ist wunderbar rot gefärbt und enthält sehr viele von den, für uns wichtigen, Omega3-Fettsäuren. Das ist richtig – jedoch gilt das nur für den Wildlachs, nicht für den aus der Aquakultur, dessen Fleisch grau ist, genau wie das jedes anderen Fisches. Doch wie kommt das?
Wie schon oben erwähnt, ist der Lachs ein Raubfisch. Im Gegensatz zur Aquakultur, ernährt er sich in der freien Natur von Krustentieren. Und genau diese kleinen Tierchen enthalten ein Carotinoid namens Astaxanthin, das das Fleisch des Lachses rot färbt. Aber auch diese Krustentiere „produzieren“ dies nicht selbst, sondern beziehen es wiederum von ihrem Fressen, von kleinen Mikroalgen.
Doch womit wird der Lachs in der Aquakultur gefüttert? Richtig, überwiegend mit Soja und Fisch. Dieser Lachs bekommt selten bzw. gar nicht natürliches Astaxanthin. Was wird getan? Farbzusatzstoffe beigefügt. Und hier kommen die Farbkarten ins Spiel. Anhand solch einer Farbkarte entscheiden Großkunden, wie Aldi und Co. wie „rot“ sein Lachs, den er veräußern will, aussehen soll. Für die Färbung
seiner Wahl (auf einer Scala von 20= blass, bis 34= stark rot) wird dem Futter künstlich hergestelltes Astaxanthin beigefügt. Nicht anders entsteht die „gesund wirkende“ Färbung des Aquakultur-Lachses.
Einen guten Beitrag von Farbimpulse.de findest du hier unter diesem Link:
3. DIE HALTUNG:
Wie kann man sich solch eine Aquakultur-Haltung mit Zuchtlachsen vorstellen? Wie viele Fische sind in solch einem Käfig? Fakt ist: viel zu viele. Hierzu stellt Euch einfach mal einen, eh schon viel zu kleinen, Kanarienvogelkäfig vor, in dem sich nicht einer oder zwei dieser Piepmatze befinden, sondern 30. Übertrieben? Sicherlich nicht, eher noch untertrieben.
So befinden sich in einem Käfig z.B. mit einem Durchmesser von 30 m und 20 m Tiefe bis zu 200.000 Lachse. Jedem einzelnen Lachs stehen somit umgerechnet ca. 70 Liter Wasser zu, die er als seinen persönlichen Lebensraum ansehen kann. 70 Liter, nicht mehr als in einen Maurerbottich passt, und das für einen Fisch, der normalerweise (bis auf die Laichzeit) als Einzelgänger durch die Meere streift. Die Probleme, alleine durch die Masse, sind daher schon vorprogrammiert. Diese auf engstem Raum gehaltenen Fische nehmen dabei kannibalistische Züge an. Es wird sich gegenseitig
gejagt und gebissen, sie stehen fortlaufend unter Stress und für viele bedeutet dies bereits den sicheren und grausamen Tod, bevor sie überhaupt zur Schlachtbank geführt werden können.
4. PARASITEN:
Der Aquakultur größter Feind – die Seelaus. Die Seelaus – eine Kleinkrebsart und Schmarotzer, die sich erst so richtig wohl fühlt, wenn es eng zur Sache geht. Und da hat sie in der Aquakultur gute Karten, sich zu vermehren. Nicht nur, dass die Lachse durch sie Verletzungen von sich tragen, auch der Stresspegel steigt für die Fische immer und immer weiter durch sie an. Sicherlich, auch in der freien Natur kommt dieser Schmarotzer vor, doch wenn sich einzelne Fische selten berühren, kann sich diese keinen neuen Wirt suchen. Die Natur reguliert sich auch in diesen Fall von selbst.
5. BEKÄMPFUNG DER SEELAUS:
Da die Seelaus Wunden beim Lachs (wie aber auch bei jedem anderen Fisch) hervorruft, wird bereits seit den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts auch in dieser Form der Masttierhaltung Antibiotika eingesetzt, und das nicht zu knapp. Waren es alleine in der norwegischen Lachszucht 1987 noch 50.000 kg Antibiotika, die zum Einsatz kamen, waren es 2004 nur noch 1000 kg. Doch woher kam dieser Umschwung? Wurden die Norweger Biowasserwirte? Leider nein. Wie bei allen Lebewesen, führt auch beim Lachs ein übermäßiger Einsatz von Antibiotika zu einer Multiresistenz gegenüber diesem Medikament. Es müssen also andere Lösungen für die Seelaus her.
Lösung des Problems: Wärme. Die Seelaus mag es nicht warm, wenn sie kurzfristig in 34 Grad warmem Wasser gehalten wird, stirbt sie. Also was tun? Wir lassen den Lachs mit seinen angeklebten Schmarotzern eine schöne, warme Badewanne ein. Ein System mit Erfolg – Die Krebschen sterben, leider aber auch viele Lachse, bedingt durch den Stress im kurzfristigen Wärmebecken. Hat das Wasser ja einen Temperaturunterschied von ca. 25 Grad Celsius, den der Fisch erst einmal ertragen muss. Es gibt sicherlich viele Möglichkeiten, der Seelaus Herr zu werden. Neue Ideen dafür werden immer wieder getestet, wie z.B. eine neue Art von Käfig, wo die Lachse nur über eine Art Tunnel kurzfristig an die Wasseroberfläche kommen können, um sich satt zu fressen, da die Seelaus ja am liebsten (frei ohne Wirt) in einer Tiefe bis zu 3 Meter lebt.
6. VERGIFTETE BUCHTEN:
Viele Ausscheidungen, Futterreste durch die Überfütterung, tote Lachse, die langsam verwesen und der Einsatz von Medikamenten bedeuten auch viel Abfall und viele Giftstoffe auf dem Boden des Meeres oder des Fjordes, in dem die Lachse gehalten werden. Diese Ablagerungen sind teils mehrere Meter dick, da hat das Ökosystem schwer damit zu kämpfen.
Den Abbau dieser Stoffe übernehmen kleine Bakterien, (sowie an Land auch) verbrauchen dabei aber jede Menge Sauerstoff. Der Sauerstoffgehalt im Wasser sinkt dadurch so sehr, dass Todeszonen entstehen. Kleine unabdingbare Lebewesen wie Würmer, Seeigel oder Krebse können in den tieferen Zonen nicht mehr überleben. Werden die Unterwasserkäfige nicht alle paar Jahre in einen anderen Fjord geschoben, sterben auch die Lachse. Die Todeszonen aber bleiben weiter bestehen und das bis zu einigen Jahrzehnten, bis sich die Natur wieder von selbst erholt hat.
7. BIOHALTUNG:
Auch diese gibt es in der Aquakultur. Aber bedeutet „bio“ auch wirklich „bio“? Diese Art der Aquakultur ist sicherlich ein Fortschritt.
Darf bei dieser Art der Haltung das Ökosystem durch herabfallende Extremente und überschüssiges Futter nicht belastet werden und den Fischen steht mehr „Freiraum“ zu, so wird dennoch auch hier Fischmehl verwendet, was wiederum zur Überfischung unserer Meere beiträgt. Nachhaltig ist daher auch diese Art der Fischerzeugung nicht. Da helfen auch keine Gütesigel wie das MSC bzw. das ASC, welches für nachhaltige Aquakultur steht. Und nebenbei bemerkt – genmanipuliertes Südamerika-Soja darf trotzdem verfüttert werden.
8. WILDLACHS:
Dann essen wir doch einen Wildlachs, der ist ja sowieso gesünder, mögen sich viele sagen. Auch Wildlachs hat mit den ökologischen Eingriffen des Homo Sapiens zu kämpfen.
Viel überschüssiges Futter, das in der Aquakultur zu Boden fällt, bedeutet auch viele Schmarotzer außerhalb der Käfige. Auch Wildlachse ziehen dort gerne vorbei, handeln sich dabei nicht unerheblich viele Seeläuse ein und verenden dadurch. Es gibt viele verschiedene Lachsarten. Oft entkommen Zuchtlachse aus der Aquakultur und paaren sich mit dem Wildlachs. Diese Kreuzungen haben jedoch oft schlechte Karten in der freien Natur. Sie wissen oft nicht, wo ihr natürliches Laichgebiet ist, auch eine Zeugungsunfähigkeit ist dabei nicht selten. Der Wildlachsbestand hat in Kanada in den letzten Jahren erheblich abgenommen und steht kurz vor dem Aus.
Ein Indikator sind die Bären in dieser Gegend. Sie hungern und verhungern mittlerweile, da zur Laichzeit immer weniger Lachse in die Flüsse kommen.
9: KINDERARBEIT UND MENSCHENAUSBEUTUNG: (ASIEN)
Sicherlich kein Thema bei Aquakulturen in der westlichen Welt. Doch wie sieht es in Asien aus, bei den Mastbetrieben für Garnelen, Pengasius Fisch etc.? Aquakulturen sind meist Familienbetriebe. Hier hilft jeder, der helfen kann, auch Kinder. Egal ob die eigene Frau, der Onkel, die Tante oder die Kinder. Nicht selten arbeiten sie auf diesen Farmen nicht weniger als 10 Stunden täglich, und das ohne, oder mit geringster Bezahlung unter menschenunwürdigen Bedingungen.
Fakt zur Aquakultur: Es gibt kein „pro“ – nur „kontra“.
Es werden die Meere für Fischmehl ausgebeutet, da hilft auch kein MSC-Siegel. Ökologisch gesehen sind Aquakulturen ein Desaster. Die Haltung von so vielen Fischen hat in keinster Weise etwas mit Tierwohl gemein, sie fördert das Artensterben in der freien Natur auf so vielen Ebenen, und der Einsatz von Medikamenten und Giftstoffen macht sie zum giftigsten Lebensmittel der Welt. Einen gute Dokumentation zum Thema Lachs bietet der Naturschützer und Umweltaktivist Hannes Jaenicke in seinen Film. Im Einsatz für den Lachs
Wir sehen immer nur unseren vollen Teller und blenden jedes Leid aus, das hinter unserer Mahlzeit steckt. Wir sehen auch nicht das ökologische Fiasko, das hinter vielen Arten der Aquakulturen steckt.
Daher unsere Bitte an Dich –denke bitte an diesen Bericht, wenn Du das nächste Mal an der Kühltheke stehst und dir gerade einen Lachs oder sonstiges Meeresgetier entnehmen möchtest. Und denke an die Zahlen 20-34. Denn sie bestimmen die Farbe Deines Lachsfilets aus Aquakultur, nicht wie nahrhaft und gesund es ist.
Vielen Dank fürs Lesen.